Kennst Du das: Du wachst morgens auf und kannst Deinen Mund nicht richtig öffnen? Du spürst eine deutliche Spannung an den Wangen und deine Zähne schmerzen? Vielleicht sagt Dir dein Partner morgens, dass Du nachts knirscht? Dann spricht vieles dafür, dass Du mit deinem Kiefergelenk Beschwerden hast. Wahrscheinlich hast Du dich auch schon des Öfteren gefragt, woher das Klicken oder Knacken beim Essen kommt. Es tut nicht weh, aber unangenehm ist es Dir trotzdem, wenn im Restaurant der Nachbartisch zu Dir herüberschaut.

Du gehst der Sache auf den Grund und machst Dir einen Termin bei Deinem Zahnarzt. Nach einer gründlichen Untersuchung verschreibt er Dir eine Schiene und stellt Dir ein Physiotherapie-Rezept für CMD aus.

Aber was versteht man unter CMD?

CMD steht in der Fachsprache für Cranio-Mandibuläre-Dysfunktion. Dabei handelt es sich um eine Fehlfunktion des Kiefergelenks. Cranio steht hierbei für „Schädel“ und Mandibula für den „Kieferknochen“.

Das Kiefergelenk ist im Alltag das am häufigsten benutzte Gelenk des menschlichen Körpers. Bei jedem Gähnen, Schlucken, Kauen oder Sprechen muss sich dieses Gelenk bewegen. Bis zu 2000 Mal pro Tag (Murphy et. al. 2013). Du spürst das Gelenk, wenn Du Deine Finger direkt vor Dein Ohr legst und den Mund bewegst.

Das Articulatio temporomandibularis

Das Kiefergelenk gehört zum Typ Drehscharniergelenk und kann sich nach vorne, unten, rückwärts und seitlich verschieben. Dies macht es auch zum komplexesten Gelenk im menschlichen Körper. Zwischen dem Unterkiefer (Mandibula) und dem Schläfenbein (Os temporale) liegt in der Gelenkpfanne eine Art Bandscheibe, der Diskus articularis. Dieser teilt das Gelenke in einen oberen und unteren Hohlraum und bewegt sich bei der Mundöffnung und -schließung vom Unterkiefer mit. Zudem bildet er eine Art Pfanne für das Tuberculum articulare. Somit ist das Gelenk gut gesichert und vor Verschleiß geschützt.

Die Muskulatur

Beim Kauen sind vier Muskeln beteiligt. Der M. Masseter, M. Temporalis, M. Pterygoideus lateralis und M. Pterygoideus medialis. Eine zu hohe Belastung eines dieser Muskeln kann zu Bewegungskoordinationsstörungen, einem direkten/indirekten Makrotrauma oder einer Muskelentzündung (Myositis) führen. Auf die Ursachen gehe ich später noch genauer ein.

Normale Kinematik

Die Hauptfunktion des Kiefergelenks besteht darin, den Mund zu öffnen, zu schließen, Nahrung zu zermahlen und zu zerreißen und natürlich zu sprechen.

Unter bestimmten Umständen kann es jedoch dazu kommen, dass sich das Caput Mandibulae beim Gähnen oder sehr weiten Öffnen vor das Gelenkhöckerchen schiebt und es zu einer Kiefersperre führt. Dabei kann der Mund nicht geschlossen werden. Kann er nicht geöffnet werden, spricht man von einer Kieferklemme.

Ursachen einer CMD

CMD ist der Oberbegriff bei Kieferbeschwerden, was zeigt, dass es mehrere Ursachen dafür geben kann. Einige dieser Ursachen könnten sein:

  • Markotrauma
  • Wiederholte Überbelastung
  • Degenerative Veränderungen im Gelenk (z.B. Arthrose)
  • Chronischer Stress
  • Knirschen, beißen oder Bruxismus
  • Beteiligung der Halswirbelsäule

Als Symptome können sich bemerkbar machen:

  • Schmerzen
  • Probleme bei der Mundöffnung
  • Gelenkgeräusche
  • Kopfschmerzen 
  • Nackenbeschwerden
  • Ohrenschmerzen
  • Tinnitus
  • Schluckbeschwerden

Daher ist es wichtig, immer das Gesamtbild zu betrachten und nicht nur das einzelne Symptom.

Behandlung von CMD

Da es viele Ursachen für dieses Krankheitsbild gibt, gibt es auch viele Behandlungsansätze. In der Literatur scheint es jedoch im Moment keine zu geben, die der anderen überlegen ist. Wichtig ist, dass nicht nur ein Arzt/Therapeut an der Behandlung beteiligt ist, sondern Zahnärzte, Hausärzte, Psychologen und Physiotherapeuten interdisziplinär zusammenarbeiten.

In den letzten jüngeren Jahren kristallisierte sich das biopsychosoziale Modell (Gil-Martínez et. al. 2018) heraus. Dazu gehören Strategien wie die Bewältigung von Stresssituationen, zeigen von körperlichen Übungen und Entspannungsmethoden. Folgende Übungen könnten zusätzlich helfen:

  • Ruheposition des Kiefergelenks finden
    • Die Lippen berühren sich, die Zähne liegen frei. Die Zunge berührt den Gaumen wie beim Buchstaben „N“. Diese Position 1-2 Minuten halten und spüren, wie der Kiefer entspannt.
  • Kontrollierte Mundöffnung
    • Die Zungenspitze leicht gegen den Gaumen drücken und versuchen, den Mund zu öffnen, ohne dass die Zunge den Kontakt verliert.
  • Isometrisches Training der Kiefermuskulatur (Was ist das??)
    • Sanfter Widerstand gegen die Mundöffnung am Kinn und seitlich gegen die Verschiebung des Unterkiefers nach links/rechts. Dies 5-10 Sekunden halten.
  • Mobilisierung der Wirbelsäule
    • Katze-Kuh, Rotation nach links/rechts im Sitz oder Stand, kontrollierte Kopfbewegungen in alle Richtungen

Halten wir fest:

Es gibt viele verschiedene Ursachen für CDM Beschwerden. Dieser Artikel soll Dir die verschiedenen Ursachen zeigen, mögliche Hilfsmittel an die Hand geben, wie Du Dir selbst helfen kannst und Dein anatomisches Wissen etwas auffrischen. Wichtig ist, dass Du rechtzeitig beginnst, die Beschwerden anzugehen. Prävention ist besser als Nachsorge. 

Literatur:

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